Ein Messbuch geht auf Reisen

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Ein Kurierdienst der ganz besonderen Art ist heute, am Freitag, den 8. Juli 2016 von der Festung Königstein nach Oybin unterwegs. In der Sonderausstellung „Mönche auf dem Königstein“ sind vom 23. April bis 1. November zwei wertvolle historische Schriften, ein Messbuch und ein Brevier aus dem Cölestinerkloster Oybin, ausgestellt. Für ein Wochenende kehren Sie an ihren Ursprungsort zurück.

Missale & Brevier

Messbuch-Interimskopie

Foto des Original-Messbuches in der Vitrine

Es handelt sich zum einen um das „Missale“, eine Pergamenthandschrift aus dem 14. Jahrhundert. Die Cölestinermönche auf dem Oybin nutzten wahrscheinlich dieses in Latein verfasste Messbuch. Es beinhaltet die vom Priester gesungenen oder gesprochenen Gebete und die dazugehörigen liturgischen Handlungen.

Breviarium-Interimskopie

Das Foto ersetzt vom 8.-10.07.2016 das Original-Brevier

Das andere Buch ist das „Breviarium Pragense“. Es stammt aus der Anfangszeit des Buchdrucks im 15. Jahrhundert. Ein Brevier gehörte zur Grundausstattung jedes Klosters. Es enthält die Stundengebete, die von den Mönchen täglich zu verrichten waren. Den Einband aus Schweinsleder dieses für die Diözese Prag geschaffenen Exemplars fertigten mit hoher Wahrscheinlichkeit Cölestiner vom Oybin, deren Buchbinder-Werkstatt historisch belegt ist. Die in den Eckfeldern eingeprägten Stempel zeigen das Zeichen des Ordens: ein Kreuz, von einem „S“ umschlungen (für spiritus sanctus = Heiliger Geist).

Beide Bände stammen also vom Cölestinerkloster Oybin und sind Leihgaben der Christian-Weise-Bibliothek Zittau.
Ob die Bücher jemals auf dem Königstein waren ist fraglich, allerdings musste jedes neue Kloster über einen Bestand von Büchern verfügen: natürlich die Heilige Schrift, dazu die Regeln und Satzungen des Ordens und alle möglichen Bücher die für den Gottesdienst notwendig waren (Messbücher, Bücher mit Gesängen oder Stundengebete, Ablauf kirchlicher Feste, Heiligenkalender etc. …).

Es ist gesichert, dass das Königsteiner Kloster mit Büchern und liturgischen Geräten aus dem Kloster Oybin ausgestattet wurde. Das Inventar wurde nach der Auflösung des Königsteiner Klosters von den Oybinern vehement zurückverlangt und kam dann auch wieder (allerdings unvollständig) in das Stammkloster. Unsere Exponate sind also auf jeden Fall ‚cölestinisch‘.

Klosternacht auf Burg & Kloster Oybin

Zur Feier der am 9. Juli stattfindenden Klosternacht auf Burg & Kloster Oybin haben wir uns bereit erklärt, diese Originalschätze zur Präsentation auf den Berg Oybin zurückkehren zu lassen. Am Freitag vormittag treffen Herr Sebastian Sonsalla (Oberlausitzer Miniwelten) und Dirk Keil von Burg & Kloster Oybin auf der Festung ein, um die wertvollen Schriften abzuholen. Zwei Museologen der Festung Königstein, Markus Bitterlich und Andrej Pawluschkow, öffnen die Vitrinen, entnehmen vorsichtig die Exponate und verpacken sie sorgfältig.

Gut gesichert gehen die beiden Schätze nun auf die Reise nach Oybin und werden dort im Rahmen der Klosternacht im Vortrag „Originale Schätze im Museum“ von Diplom-Bibliothekar Uwe Kahl präsentiert. Im Anschluss an diese Buchpräsentation wird Markus Bitterlich die Sonderausstellung „Mönche auf dem Königstein“ vorstellen.

Um 20 Uhr wird die Kirchenpforte feierlich eröffnet und die Klosternacht eingeläutet, welche im Konzert „ Sol oritur in sydere- Wenn der Himmel sich öffnet…“ mit Musik auf historischen Instrumenten und einen „Spectaculum Magicum“ ihren Höhepunkt findet.

Am 11. Juli kehren beide Bücher wieder auf den Königstein zurück und sind dann bis zum Ende der Sonderausstellung „Mönche auf dem Königstein“ am 1. November 2016 in der Magdalenenburg zu sehen.