Täuschend echt: Nachbildung der 500 Jahre alten Klosterpforte

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Vom 23. April bis 1. November 2016 erinnert die neue Sonderausstellung „Mönche auf dem Königstein“ an die Gründung eines Klosters auf dem Königstein vor 500 Jahren. Die Vorbereitung des Ausstellungssaales läuft seit Ende Februar auf Hochtouren. Sechs Wochen vor Eröffnung der Ausstellung wurde ein ganz besonderes Highlight der Ausstellung eingebaut: die Nachbildung der Klosterpforte – eines von wenigen baulichen Relikten des Konvents.

Als der Königstein 65 Jahre nach Schließung des Klosters zur Landesfestung ausgebaut wurde, erhielt der Tafelberg ein völlig neues Aussehen. Die einstige Klosterpforte wurde von dicken Mauern verdeckt, blieb jedoch in einem Hohlraum erhalten.

Der Abstieg in dieses etwa 20 Meter tiefe Gewölbe ist für Besucher nicht zumutbar. Um die historisch wertvolle Pforte dennoch in der Ausstellung zeigen zu können, beauftragte die Festung Königstein die Restauratoren Tina Dömling und Dawid Wardak aus Dresden, sie abzuformen und im Ausstellungsraum im Maßstab 1:1 originalgetreu aufzubauen.

Vergleich von echtem Sandstein und Nachbildung

Täuschend echt: die Sandstein-Nachbildung sieht dem echten Stein sehr ähnlich.

Bereits im vergangenen Jahr begannen die Spezialisten mit ihrer Arbeit. Dafür transportierten sie Dampfreiniger, Staubsauger, Bürsten und Pinsel durch ein Mannloch in die Tiefe hinab. Mit Silikon und Gips erstellten sie einen Abdruck als dreidimensionale Vorlage für die Reproduktion des 2,20 mal 2,60 Meter großen Sandsteinbogens. Lesen Sie dazu auch unseren Blogbeitrag „Klosterpforte in Silikonhaut & Gipsmantel“

Seit Anfang Januar wurde in der Restaurierungswerkstatt in der Nähe von Kamenz am Nachbau gewerkelt. Wir haben den Restauratoren in ihrer Werkstatt über die Schulter geschaut.

Um das Gewicht der Klosterpforten-Replika möglichst gering zu halten, wurde sie aus Polystyrol-Hohlkörpern und einem Steinersatzmaterial, das den Sandstein aus der Sächsischen Schweiz täuschend echt imitiert, nachgebildet.

Bau der Hohlkörper

Zunächst haben die Restauratoren die Hohlkörper aus Holzleisten und glasfaserarmierten Polystyrolplatten gebaut, an die sie später die Sandsteinimitat-Verkleidung anbringen wollen.

Grundstoffe in Pulverform für die Sandsteinersatzmasse

Grundstoffe in Pulverform für die Sandsteinersatzmasse

Sandsteinersatzmasse – die Mischung macht‘s

Die „Sandstein“-Teile wurden aus Sand und einer mineralischen Masse aus Weißzement mit Kalk-und Kunststoffanteil hergestellt.

Die Schwierigkeit bestand darin, durch geschickte Mischung der Stoffe genau die Farbe und Struktur des Originals zu treffen.

Silikonhaut und Gipsmantel

Die abgeformten Gipsteile und Silikonschichten wurden auf Werkbänken wieder genauso fixiert, wie sie bei der Abformung am Original übereinanderlagen.

Als die Sandsteinmasse in die „Negative“ eingefüllt wurde, erhielt diese genau die Form und Oberflächenstruktur wie die Teile der 500 Jahre alten Klosterpforte.

Nach einer zweiwöchigen Trocknungsphase konnten die Sandsteinteile mit Hilfe von Klebemörtel an den Hohlkörpern befestigt werden. Bis der Mörtel nach ca. 5 Tagen richtig ausgehärtet und die Teile miteinander verbunden waren, musste alles fest mit Gurten verzurrt bleiben.

Damit die Pforte leicht zu transportieren ist, sind die einzelnen Elemente mit Schrauben festgefügt, die durch seitliche Öffnungen im Hohlkörper erreichbar sind. So können die Elemente leicht auf- und abgebaut werden. Die Einzelteile wiegen zwischen 20 und 60 Kilogramm, insgesamt bringt es das Bauwerk also auf ca. 300 Kilogramm.

Da die Rückseite der Klosterpforte mit Erde verschüttet ist, konnte sie vor Ort nicht abgeformt werden. Deshalb mussten die Restauratoren diese frei gestalten und mit Steinmetzwerkzeugen Schlag-Strukturen in die Sandsteinnachbildungen einbringen, als seien sie von Steinmetzen bearbeitet.

Damit die Nachbildung der Klosterpforte nicht zu „neu“ aussieht und die Oberfläche noch ein bisschen Patina bekommt, war die geschickte Retusche der Restauratoren gefragt.

Mauerwerk zum Tragen

Als letzter Arbeitsschritt stand die Nachbildung des das Portal umgebenden Mauerwerks auf Grundlage von Fotos an. Auch dabei legten die Restauratoren Wert auf eine möglichst originalgetreue Nachahmung, aber auch auf leicht transportierbare Einzelteile. Denn sie mussten all diese Teile in ihren Transporter verladen und auf der Festung Königstein in den 2. Stock der Magdalenenburg tragen.

Den Aufbau der Klosterpforte im großen Ausstellungssaal der Magdalenenburg erleben Sie in diesem Video: