3000 Jahre alte Besiedlungsspuren gefunden: Scherben aus der Bronzezeit

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Auf der Festung wird immer irgendwo gebaut. Momentan wird das seit Jahren leerstehende Friedenslazarett an der Südseite der Festung Königstein umgebaut, wo ab Ende dieses Jahres die Festungsverwaltung einziehen soll. Für den Umbau ist auch die Verlegung von Versorgungs- und Kommunikationsleitungen notwendig, denn die bestehenden Leitungen sind technisch veraltet.

Fundstelle innerhalb des Festungsareals

Fundstelle innerhalb des Festungsareals

Ende März wurde ausgehend vom Friedenslazarett ein Graben entlang der Nordostseite des Artillerieschuppens ausgehoben, in den die neuen Wasser-, Abwasser-, Gas-, Elektro- und Kommunikationsleitungen gelegt werden. Da es bei solchen Tiefbauarbeiten auf der Festung hin und wieder archäologische Funde gab, begleitet das Landesamt für Archäologie Sachsen die Baumaßnahme.

Und tatsächlich: In der ersten Aprilwoche entdeckten die Archäologen dann eine unscheinbare archäologische Sensation. Die Mitarbeiter des Landesamtes für Archäologie erklären uns den Fund:

In einer rötlichen Lehmschicht kamen Keramikscherben von mehreren jung-bronzezeitlichen (um 1.100 v.Chr.) Gefäßen zutage. Die Scherben können nicht zusammengesetzt werden, so dass sie anscheinend bereits zerbrochen in die Grube gelangten. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem angetroffenen Befund um eine zu einer bronzezeitlichen Siedlung gehörenden Abfallgrube.
Bereits in der Vergangenheit fand man hin und wieder bronzezeitliche Fundstücke auf der Festung Königstein. Dabei handelte es sich aber entweder um Lesefunde ohne weiteren Zusammenhang oder um Funde, die aus eindeutig neuzeitlich umgelagerten Erdschichten stammten, ihre Herkunft also nicht lokalisiert werden konnte.

 

Fotos: Landesamt für Archäologie

Bei den nun entdeckten bronzezeitlichen Gefäßresten handelt es sich erstmalig um einen „In-Situ-Fund“, also um Funde in Originallage, die am tatsächlichen Ort ihrer ehemaligen Nutzung entdeckt wurden. Mit dieser Entdeckung kann endlich bewiesen werden, was lange vermutet wurde: Der Tafelberg der Festung Königstein war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt!

Für die Tafelberge der unmittelbaren Umgebung, den benachbarten Pfaffenstein und den auf der anderen Elbseite gelegenen Lilienstein, konnten bronzezeitliche Siedlungsnachweise bereits wesentlich früher erbracht werden.
Der Abteilungsleiter der archäologischen Denkmalpflege vom Landesamt für Archäologie, Dr. Thomas Westphalen, freut sich: “Mit den Funden vom Königstein rücken die drei berühmtesten Tafelberge der Sächsischen Schweiz, der Lilienstein, der Pfaffenstein und der Königstein wieder in das Blickfeld der archäologischen Forschungen“.
Noch sind die Baumaßnahmen auf der Festung nicht abgeschlossen und mit Spannung wird der weitere Bauablauf vom Landesamt für Archäologie Sachsen beobachtet.
(Auszug aus der Medieninformation des Landesamtes für Archäologie Sachsen zum Pressetermin auf der Festung Königstein am 15. April 2016)

Beim heutigen Pressetermin stieß der bronzezeitliche Fund auf großes Interesse. Dr. Thomas Westphalen, Abteilungsleiter Archäologische Denkmalpflege und Dr. Ingo Kraft, Referatsleiter Ostsachsen am Landesamt für Archäologie Sachsen erklärten den interessierten Journalisten und Fotografen die herausragende Bedeutung des Fundes für die Festung Königstein.

Dr. Angelika Taube, Geschäftsführerin der Festung Königstein gGmbH, kündigt bei den Mitarbeitern des Landesamtes ein Leihersuchen für einige der Scherben an – und hat eine ganz besonders ins Auge gefasst: die mit der Fingertupfenverzierung.

Dr. Westphalen und Dr. Kraft kündigten vor den versammelten Journalisten eine „wohlwollende Prüfung“ des Leihersuchens an. Also sind wir guter Hoffnung, dass wir in der Dauerausstellung „In lapide regis“ im Bereich „vorgeschichtliche Zeit“ bald eine oder sogar mehrere Keramikscherben aus der Bronzezeit ausstellen können.