Kleider machen Leute oder Strass, Patina und Schweißflecken
Bei den Aufbauarbeiten in der neuen Dauerausstellung „IN LAPIDE REGIS – Auf dem Stein des Königs“ treffe ich die Bühnen- und Kostümbildnerin Alexandra Hahn aus Berlin. Unter der Federführung von Lisa Büscher vom Atelier Lifelike ist sie verantwortlich für die Kleider und Accessoires der Figuren, die die 800-jährige Geschichte des Königsteins greifbar und geradezu lebendig werden lassen sollen. Alexandra Hahn fertigt sonst auch Bühnenbilder und Requisiten für’s Theater. Ich begleite sie ein wenig bei den letzten Arbeiten und darf ihr einige Fragen stellen.
Wie lange hat es gedauert, alle Figuren fertig anzukleiden, so dass sie in die Dauerausstellung im Torhaus einziehen können?
Alexandra Hahn: Lisa Büscher hat mich im Februar 2014 angesprochen gemeinsam mit ihr und dem Ausstellungsmacher m.o.l.i.t.o.r. die acht Figuren für die Festung Königstein zu erarbeiten. Am Anfang standen umfangreiche Recherchen an. Besonders interessant war für mich, Genaueres über Verarbeitungstechniken und historische Materialien zu erfahren.
Was war damals anders als heute?
Alexandra Hahn: Ganz witzig finde ich zum Beispiel, dass es im 17./18. Jahrhundert keine linken und rechten Schuhe gab. Das können zukünftige Besucher besonders bei den Figuren Augusts des Starken und Friedrich Wilhelms I. anschauen. Da ist ein Schuh wie der andere. Diener hatten die Aufgabe, die Schuhe für ihren Herrn vorab etwas einzutragen. Die aus heutiger Sicht selbstverständliche und naturbedingt vorgegebene spiegel-symmetrische Form der beiden Schuhe war schon bei Römern und Griechen bekannt. Dennoch hielten die Menschen trotz gesundheitlicher Schädigungen noch bis ins 19. Jahrhundert hinein aus ästhetischen Gründen an dieser geraden Form fest. Die Schuhe der Figuren wurden von einer Schuhmacherin extra angefertigt. Dafür musste sie logischerweise zunächst erstmal einen geraden Leisten herstellen.
Was war für Sie die größte Herausforderung?
Alexandra Hahn: Das ist schwer zu sagen, alle Figuren hatten spannende Details. Bei August dem Starken war beispielsweise der Orden des Weißen Adlers eine besondere Herausforderung. Diesen Bruststern habe ich aus Strass-Steinen von altem Schmuck zusammengefügt. Auch die Borte an Friedrich Wilhelms Jacke war stundenlange Handarbeit.
Was war sonst noch spannend bei der Bekleidung der Figuren?
Alexandra Hahn: Für die Figur des Fotografen, der im Raum zum 1. Weltkrieg steht, haben wir ausschließlich alte Stücke zusammengetragen: Alle Kleider des Fotografen stammen aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Beim Weinjungen war es wichtig, den Sachen ein authentisches, also benutztes Aussehen zu geben. Dazu habe ich die Schuhe des Jungen selbst eingetragen und bin mit ihnen durch Schmutz gelaufen. Schweißflecke dagegen kann man gut mit Airbrush aufsprühen.
Wie fühlt es sich an, nach 14 Monaten gemeinsamer Arbeit das Projekt hier abzuliefern?
Alexandra Hahn: Als wir alle Kleider und Accessoires im Auto verstaut hatten und die Werkstatt leer war, kam schon ein bisschen Wehmut auf. Aber toll ist, dass alle hier auf der Festung so begeistert von dem Ergebnis sind. Das macht mir große Freude.
Vielen Dank für das interessante Gespräch und bis zum Wiedersehen bei der Eröffnung am 1. Mai!