Für alles ist ein Kraut gewachsen – in unserem Klostergarten

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Von April bis November 2016 wird die Sonderausstellung „Mönche auf dem Königstein“ über die Geschichte des Klosters auf dem Königstein informieren. Viele Klöster im 16. Jahrhundert besaßen einen eigenen Klostergarten, um die Eigenversorgung sicherzustellen.

Idealplan einer Klosteranlage aus dem 9. Jahrhundert

Idealplan einer Klosteranlage, St. Gallen, 9. Jahrhundert

Daher haben wir als Ergänzung zu dieser Ausstellung neben dem Gelände des ehemaligen Klosters einen Heilkräutergarten angelegt. Er befindet sich auf dem Exerzierplatz, zwischen Mannschaftsbaracke, Kommandantengarten und Batteriestellung VIII. Damit die winterharten Sorten im Frühling einen optimalen Start haben, wurden die 12 Hochbeete schon im November aufgestellt.

Ein Kräutergarten auf dem Exerzierplatz

Wie es sich für einen ordentlichen Exerzierplatz gehört, war der Untergrund alles andere als gärtnerfreundlich. Nach dem Abtragen der Grasnarbe zeigte sich, dass der Boden mit Schuttresten aufgefüllt und daher extrem hart war. Das Einrammen der Pfähle, die den Hochbeeten Halt geben, wird zur echten Plackerei. Statt sie einfach mit dem Hammer in den Boden zu treiben, muss Holzgestalter Björn Hacker seinem Namen alle Ehre machen und erst einmal mit der Spitzhacke ran.

 

Doch nachdem das erstmal geschafft ist, geht das Einsetzen der Holzbohlen schnell voran und die Beete nehmen Gestalt an. Für Erheiterung bei der beschwerlichen Arbeit sorgten die Kommentare und Fragen einiger neugieriger Besucher. Sie versuchten zu erraten, was da wohl gebaut wird – und die Vermutungen gingen meist in Richtung Friedhof….

60 Kräuterarten auf 12 Hochbeeten

Mitte November füllte die Firma Mörbe & Co. GmbH Grünanlagenbau die 2m x 0,8m großen Beete mit Muttererde auf. Und dann konnte es endlich mit der Bepflanzung losgehen. Fast 40 winterharte Kräuterarten wurden auf die 12 Hochbeete verteilt.

So können diese schon anwurzeln und im Frühjahr mit voller Kraft austreiben. Unsere Museumspädagogin Maria Pretzschner, sonst zuständig für unsere Mitmachprogramme für Kinder, qualifiziert sich gerade autodidaktisch zur festungseigenen „Kräuterhexe“. Sie  stellt uns sechs der Kräuterarten vor, die im Hochbeet überwintern und erklärt auch gleich, für welche Zwecke sie eingesetzt werden können:

  • Echte Katzenminze / Nepeta cataria:
    wurde im Mittelalter zum Würzen von Fleisch und zur Behandlung von Erkältungskrankheiten, bei Grippe und Magenverstimmung verwendet.
  • Odermenning / Königskraut / Agrimonia procera:
    wird zur Therapie von Durchfallerkrankungen und zur Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenbereich verwendet.
  • Sanikel / Sanicila europaea:
    hilft bei leichten Katarrhen der Atemwege, bei Magenbeschwerden, zur Wundheilung
  • Frauenminze / Marienblatt / Tanacetum balsamita:
    Ein Teeaufguss hilft bei Verstopfungen, Blähungen, Menstruationsbeschwerden, Fieber und Ohnmachtserscheinungen, auch zur Anregung des Harndrangs.
  • Betonie / Heilziest /Betonica officinalis:
    wurde im Mittelalter vielfältig verwendet z.B. bei Durchfall, Darmbeschwerden, Hals-, Mund- und Zahnfleischentzündungen, Asthma, Schwächezuständen, bei Gicht und Rheuma. Soll auch als „Schutz gegen Hexerei“ geholfen haben.
  • Ringelblume /Calendula officinalis:
    bei Vergiftungen, äußerliche Anwendung bei schweren Wunden, zur Behandlung von Grind und und Warzen, zum Färben von Stoffen verwendet anstatt des teuren Farbstoffes Safran

Insgesamt sollen hier 60 verschiedene Kräuterarten wachsen, die meisten davon sind aber nicht winterhart und können erst im Frühling ausgepflanzt werden. „Im März werde ich dann die anderen Kräuterarten in einem kühlen Raum der Georgenburg vorziehen, um sie dann im April, kurz vor Eröffnung der Sonderausstellung, auspflanzen zu können.“ sagt Maria Pretzschner.

Als Abgrenzung zum Exerzierplatz haben wir rings um die Hochbeete 56 Rosenstöcke gepflanzt. Eine solch blühende Umrandung war auch in den früheren Klostergärten üblich. Die Rosen erfüllten dort aber nicht einfach nur dekorative Zwecke. Sie wurden wegen Ihrer Heilwirkung und für die Herstellung von Duftessenzen kultiviert.

Und was erwartet die Besucher der Festung in der Sonderausstellung „Mönche auf dem Königstein“ und im Klostergarten?

Maria Pretzschner: „In der Kloster-Ausstellung in der Magdalenenburg erfahren unsere Besucher viel Interessantes zum Kloster auf dem Königstein sowie zum Klosterleben in Sachsen im 16. Jahrhundert. Bei einer Führung kann man sich noch ein bisschen besser in diese weit zurückliegende Zeit zurückdenken, denn unsere Gästeführer haben natürlich einige unterhaltsame Geschichten auf Lager. Und nachdem sie über die Nachbildung der alten Grundmauern des Klosters auf dem Exerzierplatz gewandelt sind, erfahren die Besucher im Klostergarten wissenswertes zu den angepflanzten Kräuterarten und ihren Verwendungsmöglichkeiten in der Küche oder für Heilzwecke.“