Klostermauern unter dem Exerzierplatz?

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Vom 19. – 21. Oktober wurde auf dem Festungsplateau, auf dem Gelände zwischen Kommandantengarten, Mannschaftsbaracke und Batteriewällen eine geophysikalische Prospektion durchgeführt. Ziel dieser Aktion war es, herauszufinden, ob in diesem Bereich noch unterirdische Mauerreste des ehemaligen Klosters aus dem 16. Jahrhundert existieren.

Zwei Mitarbeiter der Firma Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR, die auf archäologisch-geophysikalische Prospektionen spezialisiert ist, hat mit vielen fleißigen Helfern vom Festungsverein Königstein e.V. diese Untersuchung durchgeführt. Sebastian Pfnorr, Mitarbeiter bei Posselt & Zickgraf erklärt uns bereitwillig, wie er den unterirdischen Mauern auf die Spur kommen will.

Wie können Sie herausfinden, ob und wo noch alte Klostermauern im Untergrund verborgen sind? Magnetometerprospektion

Dazu setzen wir zwei verschiedene geophysikalische Messmethoden ein. Zunächst wurde eine sogenannte Magnetometer-Prospektion durchgeführt, mit der Magnetfelder sichtbar gemacht werden können. Dabei geht es hauptsächlich darum, moderne Störungen zu finden, wie z.B. Leitungen und Kanäle, um diese dann bei der Radarprospektion ausschließen zu können.
Auf dieser Fläche waren tatsächlich sehr viele moderne Störungen vorhanden und da es keine vollständigen Leitungspläne gibt, war es notwendig, diese Magnetometer-Prospektion durchzuführen. Prinzipiell wäre es auch möglich in ungestörten Fläche mit dieser Methode Mauern zu finden. Dies hielten wir zwar für unwahrscheinlich, aber es war auch nicht ausgeschlossen.Radarprospektion

Nach Abschluss dieser ersten Phase kommt nun das Boden-Radar zum Einsatz. Das ist die Methode in der Archäologie, mit der Mauerstrukturen im Boden sichtbar gemacht werden. Von einer 400 MHz-Antenne wird eine elektromagnetische Welle in den Boden ausgesendet. Wo dichteres Material im Untergrund vorhanden ist, wird ein Teil dieser Welle reflektiert. Diese Reflexion wird von der Antenne wiederum aufgezeichnet.

Somit entstehen in dem Messbild, welches die Radarantenne liefert, sogenannte Reflektoren bzw. Reflexionen. Wir zeichnen auf, wieviel von der Energie die ausgesendet wird wieder zurückkommt.

Damit bekommt man am Ende ein Bild der Strukturen die man auch in ihrer Tiefenlage einschätzen kann. Man kann berechnen wie lange die Welle im Bodenunterwegs war und wie schnell sie wieder zurückkam.

Wie tief kann man mit dem Boden-Radar messen?

In diesem Fall wurde das Gerät, um sinnvolle Daten zu erhalten so geeicht, dass wir bis zu 1,80m bis 2,00 m Tiefe messen können. Ganz genau kann man das nicht sagen, da es immer abhängig von den Bodeneigenschaften ist, wie schnell sich die Welle im spezifischen Boden ausbreiten kann.

In Echtzeit ist die Tiefe noch nicht genau bestimmbar, aber nach der Datenbearbeitung können Aussagen darüber gemacht werden.

Wozu dienen die vielen gespannten Leinen?

Maßbänder und SchnüreWir haben ein Mess-Netz eingerichtet, welches auch in das Landeskoordinatensystem eingemessen ist, so dass man diesen Bereich in jede handelsübliche Kartengrundlage einhängen kann. So kann man die Dinge dann auch wirklich punktgenau wiederfinden, falls man das ganze irgendwann einmal ausgraben möchte. Innerhalb des aufgebauten Mess-Netzes funktioniert dann die Positionierung mit diesen Maßbändern und Schnüren. Diese dienen mir auch zur Orientierung, damit ich mit der Antenne gerade fahren kann.

Die Metermarkierungen auf den Bändern und Schnüren helfen mir bei der Aufzeichnung, so dass die jeweiligen Messprofile im Mess-Netz zuzuordnen sind.

Können Sie schon abschätzen ob Mauerstrukturen vorhanden sind?

Hier vor Ort kann man noch nicht sagen, was sich im Untergrund verbirgt. Das wird erst bei der Auswertung am Computer möglich, wo die Profile am Ende zu einem 3D-Block zusammengesetzt werden. Dieser lässt sich dann von allen Seiten betrachten und man kann langsam in die Tiefe gehen und versuchen in verschiedenen Tiefenlagen Grundrisse von Gebäuden zu erkennen.

Wo führen Sie solche archäologischen Untersuchungen sonst durch?

Wir sind vor allem in Deutschland unterwegs, aber auch häufiger im europäischen Ausland, v.a. in Österreich, Luxemburg und Portugal. Vereinzelt führen wir auch Projekte im Nahen Osten und in Asien durch. Wer sich genauer für unsere Arbeit interessiert kann sich gern auf unserer Website www.pzp.de informieren.

Wir bedanken uns herzlich für das interessante Gespräch und sind sehr gespannt, welche Ergebnisse die Datenaufarbeitung bringen wird und ob tatsächlich noch Überreste der alten Klostermauern im Untergrund ruhen.

Zur Geschichte des Klosters auf dem Königstein wird vom 22. April – 1. November 2016 die Sonderausstellung zum Thema „Mönche auf dem Königstein und wie »der böse Samen Doctor Luthers« sie vertrieb“ gezeigt. Sie erinnert an die kurze Geschichte des »Klosters des Lobes der Wunder Mariae«, das vor 500 Jahren von Herzog Georg auf dem Königstein gestiftet worden war. Zwölf Mönche aus dem Cölestinerkloster auf dem Berg Oybin kamen 1516 hierher. Ein Jahr später begann die Reformation und die Mönche verließen nach und nach das Königsteiner Kloster, sodass es bereits 1524 aufgelöst wurde. Nur wenige Relikte künden noch heute von dem einstigen Bauwerk, darunter einige Stufen des zum Kloster führenden »Herzogsweges« und die zugemauerte, nicht zugängliche Klosterpforte. Ein Nachbau der Pforte, die Grundrisse des ehemaligen Konvents und ein Klostergarten gehören zu den Highlights der Ausstellung. Die Ausstellung informiert außerdem über die Klosterlandschaft in Sachsen zu jener Zeit und den hierzulande kaum bekannten Cölestinerorden.