Medusentor & Königswappen
Seit Mai 2017 war der Blick auf das sogenannte „Medusentor“ an der Westbebauung der Festung Königstein mit einem Gerüst verstellt. Der Name des 300 Jahre alten Tores stammt übrigens von einer Figur aus der griechischen Mythologie: Medusa war die wunderschöne Tochter des Meeresgottes Phorkys. Sie wurde jedoch – nach einem amourösen Fehltritt – in ein scheußliches Ungeheuer mit Schlangenhaaren, Schuppenpanzer, glühenden Augen und heraushängender Zunge verwandelt. Ihr Anblick ließ jeden zu Stein erstarren. Für den Schlussstein eines Festungstores also genau das Richtige!
Schönheitskur für das Medusentor
Das abschreckende Ungeheuer war über die Jahre durch Wind und Wetter arg in Mitleidenschaft gezogen worden und bedurfte dringend einer Sanierung. Zudem hatten die Restauratoren festgestellt, dass einige Sandsteinteile am Tor locker waren und herunterzufallen drohten. Also war eine Reparatur dringend notwendig, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Bereits abgebrochene Teile wurden wieder angeklebt und Risse gekittet.
Wenn das hohe Gerüst schon einmal aufgebaut ist, nutzten die Restauratoren Tina Dömling und Dawid Wardak die Gelegenheit, auch die Torbekrönung aus dem augusteischen Zeitalter einer gründlichen Schönheitskur zu unterziehen. Das polnisch-litauische Königswappen unterhalb der Krone repräsentiert in Kombination mit dem kursächsischen Wappen die 1697 unter August dem Starken herbeigeführte sächsisch-polnische Union.
Der dunkel patinierte Sandstein wurde gereinigt und alte Farbreste aus den 70er Jahren entfernt.
Nun stellte sich die Frage, in welchen Farben das Wappen gestaltet sein soll. Bei der Entscheidungsfindung orientierten sich die Restauratoren und Denkmalpfleger an heraldischen Vorgaben (Heraldik = „Wappenkunde“). Sie recherchierten in Wappenverzeichnissen und bereiteten mehrere Farbvorschläge vor.
Auf dem Wappen in der Mitte liegt das Hauptaugenmerk, die Umrandung, die sogenannte Kartusche, bleibt naturfarben. Die endgültige Farbgestaltung des Wappens in Rot, Blau und Gold ist ein wahrer Eyecatcher und wurde in Abstimmung mit den Auftraggebern und der Denkmalschutzbehörde während des Arbeitsprozesses entschieden.
Schritt für Schritt: Das Wappen bekommt Farbe
Farbenfroher als das Original
Zwar vermuten die Restauratoren, dass das Wappen ursprünglich gar nicht farbig war. Die Farbreste stammen aus den 70er Jahren. In der Denkmalpflege wird aber darauf geachtet, verschiedene Geschichtsschichten zu erhalten – und nicht immer nur den Originalzustand. Daher wurde auch diese etwa 50 Jahre alte Schicht als Historie betrachtet und für die Nachwelt konserviert, erklärt, Agnes Harnisch (Sachbearbeiterin beim Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement).
Für die nächsten 40-50 Jahre wird diese Farbfassung halten, dann wird die in fünf Schichten aufgetragene Ölfarbe verwittert sein und erneuert werden müssen.
Seit der vorletzten Augustwoche ist endlich das Gerüst am Medusentor abgebaut. Seitdem können sich die Besucher an dem restaurierten Wappen erfreuen – besonders in der Abendsonne ein strahlend schöner Anblick.