Noble Roben für das Kurfürstenpaar

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Renaissance-Kostüme für Johann Georg I. & Magdalena Sybilla

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ließ der sächsische Kurfürst Johann Georg I. (1585-1656) die spätgotische Kaiserburg auf dem Königstein zu einem repräsentativen Renaissancebau umgestalten. Am 27. Juli 1619 weihte die kurfürstliche Familie mit dem Hofstaat das Gebäude ein. Seitdem heißt es „Johann-Georgenburg“ oder kurz „Georgenburg“.

Colorierter Stich der Johann-Georgenburg von Pinz Engelbrecht

2019 jährt sich die Einweihung zum 400. Mal. Das ist für die Festung Königstein Anlass, am Sonnabend, dem 27. Juli, ein großes Renaissance-Fest zu veranstalten. Um dem Publikum ein möglichst authentisches historisches Erlebnis zu bieten, wird kein Aufwand gescheut.

Ein Höhepunkt ist ein historischer Festumzug mit dem Hofstaat von 1619 mit etwa 60 Mitwirkenden. Kurfürst Johann-Georg I. von Sachsen und seine Gemahlin Magdalena Sibylla werden ihn anführen.

Im Atelier de la Licorne schneiderte Kostümdesignerin Simone Hermsen die Kostüme für das Kurfürstenpaar in aufwendiger Handarbeit nach.

Simone Hermsen prüft den richtigen Sitz der Unterkleider.

Vorlage für die hochwertigen Kostümnachbildungen war in erster Linie ein Doppelporträt des Kurfürstenpaares, welches ein anonymer Hofmaler nach 1617 geschaffen hatte. Das Gemälde ist in der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu sehen.
Außerdem verglich Simone Hermsen diese Vorlage mit erhaltenen zeitgenössischen Gewandungen, recherchierte in der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und studierte Restaurierungsberichte, denen sie historische Schnittführungen und Details entnahm. Denn das Gemälde verrät zum Beispiel nicht, wie die noblen Roben unterhalb der Hüfte aussehen. Auch die Machart der Unterkleider musste sich die Kostümdesignerin selbst erarbeiten. Nur wenn das „Drunter“ richtig passt, sitzen auch die Oberkleider.

Die wertvollen Brokat-Stoffe für das Oberkleid der Kurfürstin sowie für Wams und Hose des Kurfürsten fertigte die Weberei Egelkraut aus Metallfäden auf historischen Webstühlen – denn einen solchen Stoff gibt es heute nirgendwo zu kaufen.

Spezielle Details, wie aufwendige Schlitze an den Ärmeln, der abstehende Stahldrahtkragen und der üppige Reifrock bedurften der genauen Anpassung an die Statur der Kurfürstin Magdalena Sybilla alias Schauspielerin Mareike Greb.

Mehrfach fanden Kostümproben zum Maßnehmen statt. Längen abstecken, Säume kontrollieren, Perlenketten fixieren, Stahldrähte für den Spitzenkragen löten…

Das Projekt ist für Simone Hermsen eine große Herausforderung. Doch diese geht sie mit großer Begeisterung an und versucht dabei herauszufinden, wie Kleidung früher hergestellt wurde.

Auch bei Kurfürst Johann-Georg gab es bei der Kostümprobe noch einige Details zu klären:
Die Kostümspezialistin überprüfte die Proportionen zwischen oberem und unterem Kostüm (Wams und Hose) und den Sitz der edlen Kleidungstücke, damit sie zwar anliegend, aber eben nicht zu eng werden. Wichtig war es auch, die Säume zu prüfen und festzulegen und die Kragen und Manschetten aus Klöppelspitze genau an Hals und Handgelenke anzupassen.

Und die alles entscheidende Frage: welcher Hut passt am besten zu diesem Gewand und noch dazu genau auf den Kopf von Schauspieler Detlef Heinichen?

Hermsen wird bis kurz vor dem Fest an den edlen Roben arbeiten, bis sie beim Renaissance-Fest ihren großen Auftritt haben.

Übrigens:
Die kurfürstlichen Kostüme werden nach dem Fest in der Dauerausstellung IN LAPIDE REGIS ausgestellt – aber nicht einfach auf einem Kleiderständer!
Wie August der Starke, Gräfin Anna Karolina Orzelska und König Friedrich Wilhelm I. in Preußen auf dem beliebten „Spiegelpodest“ werden Johann Georg I. und Magdalena Sybilla als lebensecht nachgebildete Figuren ind die Ausstellung einziehen und dort die noblen Roben zur Schau stellen.