Reicher Roter Drache in der Friedrichsburg – ein Porzellan-Service mit kurfürstlicher Geschichte

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Seit 2018 verwandelt sich die legendäre Maschinentafel in der Friedrichsburg in der Adventszeit in eine prachtvolle Festtafel. Sie hätte bei den Festlichkeiten der sächsischen Kurfürsten des 18. Jahrhunderts sicher Gefallen gefunden. August der Starke hatte die Friedrichsburg 1729 bis 1731 zum barocken Pavillon umgestalten lassen – mit einem mechanischen Hubtisch.

Historische Ansicht der Friedrichsburg im 18. Jahrhundert – Lithographie | Pinz Engelbrecht 1734

Das „Tischlein-deck-dich“ war zu jener Zeit ein Clou: Diener deckten die Tafel im Untergeschoss. Dann fuhr sie beladen mit Speisen und Getränken in den Festsaal hinauf. So waren die Herrschaften unter sich und konnten ungestört feiern.

Original-Maschinentafel war nur 13 Jahre im Einsatz

Die Maschinentafel war bis 1744, als ein Blitz die Friedrichsburg teilweise zerstörte, im Einsatz. Der Wiederaufbau im Jahr 1768 erfolgte ohne Hubtisch – wegen knapper Staatsfinanzen.

„Tischlein-Deck-Dich 2.0“

1999/2000 erfolgte eine Rekonstruktion des Hubtisches. Da nicht überliefert ist, wie die Mechanik des Originaltisches funktionierte, wurde die Hebetechnik mit moderner Elektrik und Hydraulik realisiert. Seitdem kann der Festsaal mit Maschinentafel für Feierlichkeiten gemietet werden. Videoclip „In den Fängen Augusts des Starken“

Porzellan-Service „Reicher roter Drache“ in der Friedrichsburg

Nachdem in den Jahren 2018 bis 2021 die Porzellan-Manufaktur Meissen und die Meissen Porzellan-Stiftung die weihnachtliche Festtafel gestaltet hatten, nahm sich das Team der Festung Königstein für die Adventszeit 2022 vor: Do it yourself!

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Video-Clip: Die Festtafel wird für die Adventszeit festlich eingedeckt und dekoriert

Die Porzellan-Sammlung der Festung Königstein wurde im Laufe des Jahres 2022 um das Service mit dem prächtigen Dekor „Reicher roter Drache“ erweitert. Der sächsische Hof unter August dem Starken bestellte es erstmals 1730 in Meißen.

Fabelwesen und Wundertiere

Drachen und Feeng-huang Vögel sowie buddhistische Symbole zieren das Porzellan

Dekor „Reicher roter Drache“ – Detailansicht

Die Motive entstanden nach chinesischem Vorbild und stellen die ersten beiden der vier Fabel- und Wundertiere der chinesischen Mythologie dar. Der Drache als Symbol des Kaisers und der männlichen Lebenskraft der Natur steht dabei im Mittelpunkt. Sein Gegenstück, der Feeng-huang Vogel als Symbol der Weiblichkeit und Wappentier der Kaiserin, ist ein Mischwesen aus Fasanenhahn und Pfau. Gemeinsam stehen diese Fabelwesen für Segen, Glück und Frieden.

Buddhistische Elemente und Farbensprache

Wer genau hinsieht, entdeckt auch buddhistische Elemente an den Tellerrändern. Darunter einige der acht kostbaren Dinge: Bücher, die Lochmünze, ein Klangstein, das Horn eines Nashorns und das flammende Rad der Lehre, das für die Überwindung der Unwissenheit und das Erlangen von Weisheit steht. Neben der vorrangig roten Farbgebung, die dem Service seinen Namen gab und nach chinesischem Volksglauben Dämonen abwehren soll, sind alle Dekore mit Gold bemalt, welches die Kaiserliche Macht symbolisiert. Die weiße Farbe des Porzellans steht für Erleuchtung und Reinheit.

Das Dekor symbolisiert Werte, die den sächsischen Kurfürsten und Königen wohl besonders wichtig waren. So ist es nicht verwunderlich, dass das Dekor bis 1918 nur dem sächsischen Hof vorbehalten war.

Noch bis 31. März 2022 ist das Meißner Porzellan dort zu sehen (Blick durch die Eingangstür – das Betreten des Raumes ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.)